PKP-Arbeitsgruppe

Wir sind eine kleine Arbeitsgruppe, die sich zunächst aus der Deutschen Ärztlichen Gesellschaft für Verhaltenstherapie DÄVT heraus entwickelt

Und dann als DGPPN-Arbeitsgruppe konstituiert hat:

Arbeitsgruppe Psychiatrische Kurz-Psychotherapie PKP Gründungsmitglieder: Beate Deckert, Würzburg, Christian Algermissen, Braunschweig, Stephanie Backmund-Abedinpour, München, Gerd Wermke, Homburg und Serge Sulz (KU Eichstätt-Ingolstadt)

Ziele der AG: Entwicklung von psychotherapeutischen Interventionsmöglichkeiten im psychiatrischen Alltagssetting – möglichst leicht und möglichst oft einsetzbar

Bisherige Aktionen: Psychiatrische Kurz-Psychotherapie mit Sprechstundenkarten im 25-Minutensetting

Neue Aktion: Ein guter Psychiater ist ein guter Psychotherapeut durch Intensive Psychotherapie-Grundausbildung im 1. Jahr der psychiatrischen Facharztweiterbildung

verantwortliche Redaktion: Prof. Dr.med.Dr.phil. Serge Sulz, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Nymphenburger Str. 155, 80634 München, E-Mail: Prof.Sulz@cip-medien.com


Psychiatrische Kurztherapie -Psychotherapie in der Sprechstunde mit Modulkarten

Wir haben versucht, den Therapieprozess einer zielorientierten Psychotherapie von 50 auf 25 Minuten umzuformatieren. Daraus ist eine Serie von Sprechstundengesprächen entstanden, die es erlauben, am Ball zu bleiben und den roten Faden in der Hand zu behalten. Jeder Sprechstundenbesuch des Patienten ist ein Schritt voran auf dem Weg zur Zielerreichung. Beim nächsten Besuch des Patienten wird genau an der Stelle weiter gearbeitet, an der beim letzten Mal aufgehört wurde. Sowohl für den Patienten als auch für den Psychiater ändern sich dadurch die Beziehung und die Behandlung deutlich. Es entsteht viel deutlicher als zuvor ein Ziel, an dem gemeinsam gearbeitet wird, an dem beide arbeiten, nicht nur der Arzt.

Wir haben zunächst Modulkarten für die häufigste psychische Krankheit entworfen und einen Kartensatz für die Depressionstherapie erstellt. Einige Module laufen parallel wie Aufbau und Gestaltung der therapeutischen Beziehung und die Arbeit am Symptom.

Betrachten wir den Symptom-Fertigkeiten-Modul für die Depressionsbehandlung, der aus 60 Karten plus Projektkarte besteht.

Hier wird davon ausgegangen, dass die medikamentöse Behandlung bereits eingeleitet ist. Sie wird nicht thematisiert. Es kann auch sein, dass der Patient noch zu depressiv ist, um bestimmte Gesprächsthemen aufgreifen zu können. Das Vorgehen wird dem Patienten angepasst, nur das Mögliche getan, aber auch darauf geachtet, dass es nicht unterlassen wird. Der Start ist das gemeinsame psychoedukative Erarbeiten eines Grundwissens über die eigene depressive Erkrankung. Er soll depressive Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen, Erinnerungen, Handlungen und Körperprozesse einordnen können. Diese gemeinsame Betrachtung hat bereits große therapeutische Bedeutung. Sie sorgt dafür, dass der Patient nicht nur einfach depressiv ist, sondern dass er seine Depression betrachtet, reflektiert (im Sinne von Fonagy mentalisiert). Er geht auf eine Metaebene, es finden Metakognitionen statt (Gedanken über Gedanken) und bereits diese kurzdauernde Distanzierung lässt das depressive Leiden vorübergehend weniger intensiv werden. Wen der depressive Affekt so festhält, dass er mit seinem Denken nicht herausfindet, muss über die Handlungsebene erreicht werden (Aktivitäten). Das Thema des Krankheits- und Symptomverständnisses wird dann später nachgeholt.

Es folgen vier Module – unter dem Motto Freude-, Angst-, Wut- und Trauerexposition. Jedes enthält eine Auswahl antidepressiver Interventionen, z.B.:

Freude-Exposition:

  1. Genusstraining
  2. Aufbau positiver Aktivitäten
  3. Entspannungstraining
  4. Verwöhnen lassen
  5. Bewegung und Sport

Das sind vier Sprechstundenkarten, auf denen das jeweilige Vorgehen ausführlich beschrieben wird.

Es folgt Angst-Exposition:

  1. Selbstbehauptungstraining
  2. Kommunikationstraining
  3. Selbständigkeitstraining
  4. Lust-statt-Pflicht-Training

Trauer-Exposition:

  1. Erinnern an das / die / den Wertvolle, Geliebte, das ich verlor
  2. Spüren, wie sehr ich es / sie / ihn brauche
  3. Vergegenwärtigen des Moments des Verlustes
  4. Wahrnehmen des Schmerzes, der Verzweiflung und der Trauer
  5. Das Gefühl da lassen, bis es von selbst verschwunden ist

Ärger Exposition:

  1. Wahrnehmen von Ärger und Wut
  2. Zulassen von intensivem/r Ärger/Wut
  3. Diskriminieren von Gefühl und Handeln
    und von Phantasie und Realität
  4. Aussprechen von Ärger / Wut
  5. Konstruktiv verhandeln

Rückblick und Ausblick:

Was ich jetzt kann, mich traue, loslasse und wie ich mich wehre